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															Die beiden Fürstenkinder von Monteleone
Es war einmal ein Fürst, der Fürst von Muntiliuni. Der lebte mit seiner Gemahlin in einem herrlichen Schloß, war unermeßlich reich, und hatte Alles was sein Herz begehrte. Dennoch waren sie Beide stets traurig, denn sie hatten keine Kinder. »Ach,« dachten sie oft, »wem sollen wir denn alle unsere Schätze einmal hinterlassen?« Endlich, nach langen Jahren, hatte die Fürstin Aussicht ein Kind zu bekommen. Da ließ der Fürst in einer einsamen Gegend einen Thurm ohne Fenster bauen, und ließ ihn herrlich ausstatten mit kostbaren Möbeln. Die Fürstin aber ließ sich gar nicht mehr sehen. Als nun ihre Zeit kam, gebar sie einen Sohn und eine Tochter. Die ließ der Fürst in aller Stille taufen, nahm eine Amme, und schloß sie mit den Kindern in den Thurm ein. Dort gediehen nun die Kinder, und wuchsen einen Tag für zwei, und wurden immer schöner. Als sie größer wurden, schickte ihnen der Vater einen Kaplan, der lehrte sie lesen, schreiben und Alles was zu einer guten Erziehung gehört. Nach einigen Jahren wurde die Fürstin krank und starb. Bald darauf wurde auch der Fürst schwer krank, und da er fühlte, daß es mit ihm zu Ende gehe, ließ er den Kaplan rufen und sprach zu ihm: »Ich fühle, daß ich jetzt sterben muß: dir empfehle ich meine Kinder an. Du sollst ihr Vormund sein und all mein Vermögen für sie verwalten. Laß sie aber den Thurm nicht eher verlassen, bis sich eine gute Gelegenheit findet sie zu verheirathen.« Der Kaplan versprach für die Kinder zu sorgen, wie wenn sie seine eigenen wären, und bald verschied der Fürst. Nun versiegelte der Kaplan alle die Schätze im Schloß, zog zu den Kindern in den Thurm, entließ die Amme, nachdem sie hatte versprechen müssen Niemanden von den Kindern zu erzählen, und lebte nun allein mit ihnen in der Einsamkeit. Die Kinder wurden von Tag zu Tag schöner, und lernten auch fleißig. Wenn nun in den Büchern die Rede auf fremde Länder und Städte kam, verwunderte sich der Knabe sehr, und wollte gern wissen, wie die Welt beschaffen sei, und je älter er wurde, desto mehr erwachte in ihm der Wunsch auszuziehen und die Welt zu sehen. Als er nun ein schöner Jüngling geworden war, trat er vor dem Kaplan, und sprach zu ihm: »Onkel, laßt mich hinaus, denn ich will die Welt kennen lernen.« Der Kaplan wollte es anfangs nicht zugeben, aber der junge Fürst bat so lange, daß er endlich nachgeben mußte. Da ließ er ein wunderschönes Schiff bauen und bemannen, und füllte es mit kostbaren Schätzen, darauf sollte der Jüngling verreisen. Als er nun von seiner Schwester Abschied nahm, schenkte er ihr einen Ring mit einem kostbaren Stein, und sprach: »So lange der Stein klar ist, so lange bin ich gesund und werde zu dir zurückkehren; wenn aber der Stein trüb werden wird, dann bin ich todt und kann nicht zurückkehren.« Darauf umarmte er sie, bestieg sein Schiff und reiste ab. Alles schien ihm schön, der Himmel, die Sonne, die Sterne, die Blumen, das Meer,